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Ich habe in der vergangenen Woche etwas Interessantes in einem Newsletter über Neue Arbeit gelesen (Wer sich dafür interessiert, ist bei Neue Narrative wirklich gut aufgehoben!). Es ging um Sprache und darum, wie sie unser Denken formt.
In diesem Zusammenhang durfte ich ein neues Wort lernen: Mitfreude. Laut duden.de ist es nicht für alle ein neues Wort 🫣 . Ich gebe aber zu, dass ich es trotz meinem ständigen Reden über Empathie, Einfühlungsvermögen, gewaltfreie Kommunikation und all den anderen, Verbindung schaffenden Fähigkeiten, welche sich als emotionale Intelligenz zusammenfassen lassen, bisher einfach nicht kannte 🤷♀️.
Mitfreude. Sich mit jemandem mitfreuen. Das krieg ich hin. Easy Peasy Lemon Squeezy 🍋. Wie gesagt, Einfühlung und Mitgefühl sind ja Lieblingsthemen von mir 😎. Zur Sicherheit habe ich noch einmal bei Wikipedia nachgeschaut, worums genau geht – falsch machen will ich nämlich nichts mit meinem neuen Wort! Wer weiß, vielleichts wirds ja ein neues Tattoo. Oder ein Hintergrundbild für meinen Laptop… Das wird sich zeigen.
Mitfreude, Muditā, ist demnach einer der “Vier göttlichen Verweilungszustände” im Buddhismus. Die anderen drei sind Mitgefühl (karunā), Gleichmut (upekkhā) und liebende Güte (mettā). Es handelt sich dabei um Bestandteile der buddhistischen Ethik, die als Grundlagen für Meditationsübungen verwendet werden und es geht darum, diese Geisteshaltungen anderen Wesen gegenüber zu kultivieren 🧘.
Mitgefühl und Mitfreude sind also zwei unterschiedliche Geisteshaltungen! 🤯
Das macht total Sinn und war mir gleichzeitig nicht so klar, dass ich dafür bisher verschiedene Wörter verwendet hätte.
💡 Bei karunā, dem Mitgefühl, geht es darum das vorhandene Leiden der anderen wirklich zu verstehen und aufgrund der gegenseitigen Identifikation, den anderen mitzfühlen. Die Konsequenz dieses Mitfühlens (Eindenkens) ist dann der Wunsch, jenes andere Wesen möge von seinem Leid befreit werden, sich selbst aus dem Leiden befreien.
💡 Muditā ist dagegen der Wunsch nach Erlangung und Aufrechterhaltung eines leidfreien Zustandes des Wohlbefindens. Wodurch dieses Wohlbefinden verursacht wird, spielt zunächst keine Rolle, soweit es nicht auf dem Schaden anderer aufbaut und nicht sichtlich zum Nachteil des Erfreuten ist. Vor allem gilt es zu verstehen, dass etwas, was eine andere Person glücklich macht, nicht dasselbe sein muss, was einen selbst glücklich macht. Man muss also von den eigenen Vorstellungen absehen und versuchen, die Freude des anderen wirklich zu verstehen und nachzufühlen – sich einzufühlen.
Jetzt sind wir also vermutlich auf dem gleichen Stand, was das Wissen über die Bedeutung von Mitfreude angeht und ich gehe mal davon aus, dass du sie auch für etwas Erstrebenswertes hältst. Bevor du jetzt aber wieder deinen eigenen Gedanken nachgehst, lass mich noch fix den Bogen zur Überschrift spannen. Mitfreude lässt sich nämlich trainieren! 🥳
Um Mitfreude zu entfalten sollte man laut Buddhagosa:
Als Objekt der Mitfreude zunächst an einen lieben Freund denken. An jemanden, der durch und durch von Freude erfüllt ist und sich an dessen erfüllten Zustand erfreuen. Sich mitfreuen.Wenn das klappt, sollte man die Meditationspraxis auf eine einem selbst gleichgültige Person und dann auf Feinde ausweiten. Wenn man hier erfolgreich gewesen ist, sollte man weitere Personen und Wesen mit einbeziehen. Zum Beispiel könnte man die Mitfreude erst auf die eigene Familie ausdehnen, dann auf alle Freunde, alle Nachbarn, die ganze Stadt, usw., bis die Mitfreude schließlich kein Wesen mehr ausschließt.
Gut, vielleicht doch nicht ganz so easy peasy, dieses Mitfreuen. Aber definitiv wert, es anzugehen💪
Natürlich würden alle Gesellschaften enorm davon profitieren, wenn wir Menschen in den “Vier göttlichen Verweilungszuständen” geschult wären #weltretten. Aber step by step. Der Weg zur Erleuchtung ist sicher nicht der leichteste und die komplette Erleuchtung brauchen wir (zunächst) ja auch gar nicht anstreben. Lasst uns kleine Dinge verändern, lasst uns Vorbilder sein, lasst uns uns gegenseitig inspirieren und motivieren. Lasst uns ehrlich füreinander freuen!
Lasst uns ab heute mehr:
“Ich hab so viel Mitfreude gerade mit dir!” oder “Meine Mitfreude für xy war heute riesig!” oder “Mein Herz platzt vor Mitfreude”
in unsere Sprache einbauen! Denn ja, Sprache formt unser Denken! 🙌 An der Stelle hatte der andere Newsletter total recht. Allerdings wurde Mitfreude dort fälschlicherweise mit karunā übersetzt. Klingt ein bisschen schöner, als muditā, aber wenn schon, denn schon. Das Tattoo soll ja wenn dann Mitfreude bedeuten 😉.
Teile gern deine Gedanken und Erfahrungen zu Mitfreude mit mir! Verwendest du das Wort bereits in deiner Sprache? Denkst du es würde einen Unterschied machen, wenn wir es schaffen uns auch für die zu freuen, die uns nicht am Herzen liegen? Oder liegen sie uns dann vielleicht sogar automatisch am Herzen?
Deine Josefine
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